"Latinoamérica canta", mein Chorleitung Masterabschlusskonzert an der HfM Nürnberg
Programm
Hochschulchor
Juan Araújo (1646- 1712) Peru „Ay andar, a cantar, a baylar“
Solisten: Ekaterina Maslakova, Delia Evers und Lautaro Noli.
Generalbass: Otto Itgenhorst
Traditionell aus Chile Arr: von W. Aranguiz. „Ay agüita de mi tierra“
Ernani Aguiar (*1950) Brasilien „Salmo 150“
Albertus Magnus Chor, Kammerchor Stein, Madrigalchor und Instrumentalisten der HfM Nürnberg, Solisten: Ekaterina Maslakova und Antoin Herrera-López Kessel
Yudania Gómez (*1994) Uraufführung
Misa Afrocubana, für Solisten, Chor, Streichorchester und Orquesta de charanga. (2022)
Madrigalchor
Heitor Villalobos (1887- 1959) Bachianas Brasileiras No.9, für Orquestra de vozes
I Prelude: Vagaroso e místico
II Fugue: Poco apressado
César Alejandro Carrillo (*1952) Venezuela ,Salve Regina
Oscar Escalada (*1945) Argentinien „Tangueando“
Arr: Octavio Marín (*1929) Kuba, Musik von Emilio Grenet Text von Nicolás Guillén „Tú no sabe inglé“
Traditionell aus Brasilien, Arr: Carlos Alberto Pinto Fonseca (1933-2006) „Muié Rendera“
Als ich nach Deutschland kam und mich mit der klassischen europäischen Musikszene auseinandersetzte, fiel mir mit der Zeit auf wie wenig lateinamerikanische Chormusik auf Konzerten zu hören ist. Im Vergleich zu der Musik aus Nordamerika und dem Rest Europas kam diese mir unterrepräsentiert vor. Mit einigen Ausnahmen wie der „Misa criolla“, von Ariel Ramírez und einigen Werken von Heitor Villalobos sind viele Chorwerke Lateinamerikas unbekannt oder erscheinen fremdartig, als Musik, die weit weg von uns scheint. Viele Chorleiter*innen und Sänger*innen haben Interesse dieser Musik näher zu kommen und sie mit professionellen oder Laien Chören einzustudieren. Eine Problematik besteht darin, dass viele Chorwerke Lateinamerikas außerhalb des spanisch-portugiesischen Sprachraumes schwer zugänglich sind. Des Weiteren ist wenig über die Interpretation dieser Musik bekannt, besonders bei Werken, die von der Volksmusik beeinflusst sind. In meinem Abschlusskonzert möchte ich die unterschiedlichen Facetten der Chormusik Lateinamerikas und ihre Interpretationsmöglichkeiten zeigen. Daher habe ich Werke von Komponisten ausgewählt, die eine große Rolle in der Entwicklung des Chorgesangs Lateinamerikas spielen oder gespielt haben. Obwohl meine Auswahl der Titel nicht alle Bereiche und Länder des Kontinents umfasst, repräsentiert sie dennoch ein breites Spektrum an landestypischen Rhythmen und Melodien.
Misa Afrocubana /Afrokubanische Messe (2022) Uraufführung, von Yudania Gómez Heredia (*1994)
Die Misa Afrocubana habe ich im April 2022 komponiert. Ich fand es reizvoll die traditionellen Elemente in eine Messe einfließen zu lassen.
Diese Messe hat flexible Aufführungsmöglichkeiten bei der Instrumentalisierung: man kann sie entweder mit Solisten, Chor und Klavier aufführen oder auch mit der Begleitung einer Orquesta de charanga (typisches kubanisches Orchester) und oder Streichorchester und Klavier.
Die afrikanischen Bezüge sind insbesondere durch die Verwendung von Melodien aus der Yoruba-Religion gegeben. Die Yoruba-Traidtion ist Bestandteil der kubanischen Folklore und wurde von afrikanischen Sklaven auf die Insel gebracht.
Zu letzteren zählen Melodien von Ochun beim Kyrie.
Ochun ist die Königin des Flusses im Yoruba-Pantheon. Die Melodie von Ochún Iyamilé oddo wird mit dem lateinischen Text des Ordinarium gemischt. Diese Melodie erinnert gleichzeitig an dem gregorianischen Choral, denn die meisten Melodien des Yoruba-Pantheon sind von Modalität geprägt.
Das Agnus Dei beginnt mit der Melodie von Eleggua Arasubayo in einer responsorialen Form.
Die Abwechslung Solist-Chor ist die typische Aufführungspraxis der Yoruba Gesänge.
Eleggua ist bei dem Yoruba-Pantheon bekannt als der Gott, der die Fähigkeit hat, die Wege der Menschen zu öffnen oder zu schließen bzw. er bestimmt unser Schicksal.
Bei Sanctus und Hosanna können wir ein Toque von Changó hören. Ein Toque ist ein bestimmtes rhythmisches Muster. Wer die Muster kennt, kann einen Gott vom anderen unterscheiden.
Changó ist der Gott des Feuers und der Trommeln.
Das Toque von Changó habe ich in über die Streicher verteilt, besonders bei der ersten Geige. Im Hosanna Teil habe ich sie in den Triolen der Klavierstimme verteilt.
Als kubanisch kann die Messe aufgrund der Verwendung rhythmischer Muster der traditionellen Musik bezeichnet werden. Unter diesen findet sich u.a. der Cha Cha Cha beim Kyrie, die Güajira und der Zapateo beim Gloria, und der Danzón (nationaler kubanischer Tanz) beim Agnus Dei.
Ein weiteres Merkmal ist die Mischung lateinischer und spanischer Texte des Ordinariums der Liturgie. Die Besetzung des Orquesta de Charanga entspricht der für die Interpretation traditioneller Tänze typischen kubanischen Besetzung: Normalerweise entsteht sie aus zwei Geigen, einer Flöte, einem Klavier, zwei Congas, Claves und einem Kontrabass.
Die Struktur der ganzen Messe erinnert an Mozarts Messen, in welchen die Solist*innen das Christe eleison, das Benedictus und Agnus Dei übernehmen.
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